Phantasia et fantasme chez Husserl et Freud
Abstract
In diesem Aufsatz werden Husserls Lehre von der (insbesondere , reinen") Phantasie ais dem Akt einer anschaulichen ,Vergegenwartigung" mit Freuds Analyse vom Phantasieren und (verschiedenen Arten) von Phantasmen miteinander in Verbindung gebracht. Husserls Beschreibung des Vollzugsbewusstseins des Phantasieaktes impliziert nicht nur eine Ichspaltung, sondern auch eine Moglichkeit der Distanzierung und somit der Selbstbefreiung, die einer Neugestaltung des eigenen Lebens den Weg bereitet. Eine Rekonstruktion der Entwicklung von Freuds Beschaftigung mit der Phantasie zeigt, wie sich die Scheidung zwischen einem flüchtigen ,,Phantasieren" und den relativ starren (visuellen und narrativen) ,,Phantasien" (bzw. Phantasmen) schrittweise durchsetzt. Wie schon bei Husserl stellt sich dann auch bei Freud die Frage nach der Implikation des Ich in seinen (bewussten und unbewussten) Phantasmen. Neben der regressive Realitatstlucht der (Tag-)Traume kommt auch bei Freud ein kreatives Phantasieren zur Geltung, das vom (Wiederholungs-)Zwang fixierter Phantasmen befreit, Unvorstellbares verstandlich macht und dem Unbewussten zur Sprache verhilft.